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Das ehemalige Kapuzinerkloster im Juni 2007
Im April 2004 gründete sich die Bürgerinitiative Kapuziner Rottweil mit dem Ziel,
sich für die Sanierung des ehemaligen Kapuzinerklosters einzusetzen. Mit Engagement
und Arbeitseinsatz gelang es der Initiative, den Sonnensaal, das Refektorium und
den Innenhof des Gebäudekomplexes für Veranstaltungen nutzbar zu machen, in
Nebenräumen wurden Jugendräume eingerichtet. Die Mitglieder der Kapuzinerinitiative
engagieren sich für den Erhalt des geschichtsträchtigen Gebäudes, keiner von ihnen
hat irgendein persönliches wirtschaftliches Interesse bei der Arbeit für den Erhalt
des Kapuziners.
Beginnend mit der Sitzung des Rottweiler Gemeinderats am 16. Mai 2007, bei der der
Antrag der Freien Wähler, eine Bürgerbefragung über die Zukunft des ehemaligen
Kapuzinerklosters durchzuführen, durch einen Geschäftsordnungsantrag der SPD
verhindert wurde, kochten die Emotionen hoch. Die NRWZ berichtete von einer starken
"Lobby" für den Kapuziner, auch dem Dachverband der Kultur treibenden Vereine
Rottweils, kulturottweil, wurde Lobbyarbeit im Hintergrund für den Kapuziner
nachgesagt, dabei wandte sich kulturottweil nur gegen einen Bürgerentscheid zum
Kapuziner, in der Sache selbst ist kulturottweil neutral und machte keine Aussage
pro oder kontra der Sanierung des ehemaligen Klosters.
Lobbyismus kennt man aus der Bundespolitik: da schreibt der Verband der
Tabakindustrie Textentwürfe, die unverändert in den Gesetzestext übernommen werden,
die deutsche Bildungspolitik ist dominiert von der Bertelsmann-Stiftung und die INSM
bekommt Millionen von der Metallindustrie um das Ende des Sozialstaates einzuläuten.
Ganze Heerscharen von Beratern aus der Wirtschaft beeinflussen unsere Gesetzgebung.
Es gibt viele Bürger, die bereits am Funktionieren unserer Demokratie zweifeln, weil
unsere Politiker eher den Willen von reichen Verbänden ausführen, statt den Willen
des Wählers. Und laut NRWZ ist man jetzt auch ein Lobbyist, wenn man sich für die
Erhaltung eines historischen Gebäudes einsetzt.
Wikipedia definiert Lobbyismus folgendermaßen: "Lobbyismus ist eine Form der
Interessenvertretung in der Politik, in der die Exekutive und Legislative durch
Interessengruppen, den Lobbys, beeinflusst werden oder die öffentliche Meinung über
die Medien beeinflusst wird". Natürlich kann man anhand dieser Definition sagen, dass
die Kapuzinerinitiative Lobbyismus betreibt, aber angesichts des negativen Beiklangs
des Wortes Lobbyismus eben dies der Kapuzinerinitiative vorzuwerfen, ist schon fast
bösartig.
Viele Leserbriefschreiber nehmen den Begriff Lobbyismus dankbar an und verwenden ihn
immer wieder in ihren Texten, um damit die Arbeit der Kapuzienerinitiative zu
diffamieren. Orwells Jahrhundertroman 1984 läßt grüßen: "Neusprech" ist angesagt.
„Die Dinge falsch benennen, heißt das Unglück der Welt zu vergrößern“, hat Albert
Camus einmal gesagt.
Was ist nur los in Rottweil? Wieso wird das selbstlose Engagement einer Gruppe von
Bürgern plötzlich als Lobbyismus schlecht geschrieben? Woher rührt diese Gehässigkeit
vieler Leserbriefschreiber? Lohnt sich der Einsatz für ein möglichst intaktes Stadtbild
Rottweils überhaupt? Zählt auch in Rottweil nur noch der schnelle Profit irgendwelcher
so genannter Investoren?
Ach ja, ein mögliches Nutzungskonzept für den Kapuziner gäbe es auch noch: die Armut
nimmt auch bei uns in Rottweil zu. Vor dem neuen Tafelladen in der Hochmaiengasse bilden
sich Schlangen von armen Menschen, die günstige Nahrungsmittel erwerben wollen. Armut
grenzt aus, eine Teilnahme am kulturellen Leben ist Armen nicht möglich. Wäre es nicht
schön, wenn ein zukünftiger Kapuziner auch den Armen in Rottweil ein kulturelles Angebot
machen würde? Den einstigen Bewohnern des Klosters, den Brüdern des Bettelordens der
Kapuziner würde eine Nutzung des Gebäudekomplexes durch Benachteiligte sicher gefallen.
Aber dazu wird es nicht kommen, denn damit lässt sich kein Geld verdienen.
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Der Kapuziner am 3. Juni 2007 |
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Der Kapuziner am 3. Juni 2007 |
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Der Kapuziner am 3. Juni 2007 |
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Der Kapuziner am 3. Juni 2007 |
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