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Königstraße 38 im Dezember 2008

Einen erstaunlichen Fund haben unlängst Handwerker im Gebäude des ehemaligen Autohauses Spindler in der Rottweiler Königstraße 38 gemacht. Beim Entfernen einer abgehängten Decke kamen ihnen alte Ordner und Dokumente in großer Menge entgegen. Die Akten liegen jetzt im Stadtarchiv - immerhin war die Firma Spindler das älteste und erste Autohaus in Rottweil.

Älteren Rottweilern dürfte das Autohaus Spindler noch ein Begriff sein letztes Überbleibsel ist die Shell-Tankstelle an der Königstraße, die noch heute den Erben des Firmengründers gehört, aber verpachtet ist. Ute Hagenbach, Nachfahrin der Firmeninhaber und heutige Eigentümerin des Hauses Königstraße 38, benachrichtigte das Rottweiler Stadtarchiv nun von einem spektakulären Aktenfund. Offenbar war die Altregistratur der Firma seit den 1940er Jahren hinter einer Tapete verborgen, erst jetzt nach über 60 Jahren purzelten die Akten Handwerkern bei Sanierungsarbeiten entgegen. Schnell war klar, dass es sich hier um den seltenen Fall eines geschlossenen Firmenarchivs handelte, das es auf jeden Fall Wert war, ins städtische Archiv übernommen zu werden. Ein freier Mitarbeiter reinigte und sortierte das Material, das anschließend in das Magazin des Stadtarchivs verbracht wurde. Dort sind die etwa 25 Regalmeter umfassenden Dokumente jetzt gelagert. "Die Menge des Schriftguts sowie die durchgängige Struktur der Dokumentation und Buchführung lassen darauf schließen, dass mit diesem Fund tatsächlich die gesamte Aufzeichnung der Geschäftstätigkeit des Unternehmens zwischen etwa 1880 und 1944 vorliegt", so Stadtarchivar Gerald Mager. Eine vergleichbare geschlossene Dokumentation einer Rottweiler Firmengeschichte sei bisher zumindest im Stadtarchiv nicht vorhanden.

Ursprünglich "Maschinenfabrik und Gießerei" mit bescheidenen Anfängen in der Hohlengrabengasse, mauserte sich die Firma Spindler bis zu ihrer Blütezeit in den 1930er Jahren über ein Fuhr- und Omnibusunternehmen mit Autowerkstatt zu einem überregional tätigen Vertragshändler der Daimler Benz AG. Der Umstand, dass Otto Spindler nicht der NSDAP beitreten wollte, beendete die Geschäftsbeziehung zu Daimler und anderen namhaften Großunternehmen allerdings ziemlich abrupt. Demzufolge kam in den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs die Geschäftstätigkeit der Firma Otto Spindler fast zum Erliegen. Ein in dieser Hinsicht vielsagendes Dokument befindet sich noch heute in Familienbesitz. "Darüber, wie, wann und aus welchem Grund das Material hinter die Tapete gebracht wurde, kann nur spekuliert werden", so Stadtarchivar Mager. Denkbar sei allerdings, dass die damaligen Firmeninhaber das Archiv vor den Wirren des Krieges in Sicherheit bringen wollten. Die Tankstelle wurde nach dem Krieg von der Familie weiterbetrieben. Die Daimler-Benz-Vertretung hatte jedoch nach dem Krieg keinen Bestand mehr.
 
Gebäude Königstraße 38 am 28. Dezember 2008
 
Gebäude Königstraße 38 am 28. Dezember 2008
 
Gebäude Königstraße 38 am 28. Dezember 2008
 
Gebäude Königstraße 38 am 28. Dezember 2008
 
Gebäude Königstraße 38 am 28. Dezember 2008
 
Gebäude Königstraße 38 am 28. Dezember 2008