Historisch Bilder von 1868 bis 1965
Verfasser: Claus Lutz
Bombenangriff auf das
Hofgut Neckarburg bei Rottweil vor 70 Jahren.
Am 16. Februar 1945
wurde der landwirtschaftliche Betrieb Hofgut Neckarburg bombardiert. Ziel der alliierten
Bomber war es, die strategisch wichtige Bahnlinie Stuttgart-Singen, welche durch
das Gelände des Betriebes verläuft, samt Bahnbrücke über den Neckar, zu zerstören.
Es gab zuvor einige Angriffe auf diese Bahnlinie und auf den Bahnhof in
Rottweil mit beträchtlichen Schäden. Durch den Angriff am 16. Februar 1945
wurde die Bahnlinie nicht beschädigt, dafür jedoch die Gebäude des Hofes, wie
auf dem Foto zu sehen ist.
Die Familie Schmid
war von 1929 bis 1964 Pächter dieses Betriebes und überlebte den Bombenangriff,
weil sie sich samt Personal in den Gewölbekeller unter dem Wohnhaus flüchten konnte.
Der Zeitzeuge Rainer
Schmid, damals 15-jährig, hat den Angriff miterlebt: „Ich habe beobachtet, wie
6 Flugzeuge mit je 2 Bomben von Rottweil kommend der Bahnlinie entlang flogen
und dann ihre Bomben abwarfen. Auf der Flucht in den Keller wurde ich durch den
Luftdruck der explodierenden Bomben zurückgeworfen und konnte nur mit Mühe den schützenden
Keller erreichen. Als alles vorüber war, haben wir uns den Schaden angesehen. Es
war furchtbar, aber alle haben überlebt. Zwei Bomben sind im Hofraum
eingeschlagen und explodiert, die restlichen im Umkreis von einigen hundert
Metern. Die Bahnlinie und die Eisenbahnbrücke über den Neckar blieben bei
diesem Angriff unbeschädigt. Später erfuhr ich, dass diese Bomber den
Rottweiler Bahnhof bombardieren wollten, jedoch heftiges Flakfeuer bekommen
haben, so erzählte es Rainer Schmid.
Die Druckwellen
dieser Bomben haben die Dächer und Dachstühle sämtlicher Hofgebäude zerstört.
Neun Kühe und Rinder wurden dabei getötet und ein Teil der Winterfuttervorräte vernichtet.
Kühe und Rinder wurden danach auf umliegende Bauernhöfe verteilt, weil die Stallungen
des Hofgutes nicht mehr zu benutzen waren. Das Landratsamt gab sofort die Genehmigung,
einen Nothof in Form einer Feldscheune – welche heute noch am Umlaufberg steht
- zu errichten, damit die Lebensmittel- erzeugung für die Bevölkerung
aufrechterhalten werden konnte.
Mühsam musste der Hof
wieder aufgebaut werden. Baumaterial und Geld waren knapp – auch beim
Eigentümer des Betriebes, Graf von Bissingen. Nachdem das Vieh wieder
zurückgeholt wurde, fehlten zwei Kühe. Die einrückenden Franzosen haben sie
vermutlich mitgenommen.