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Rathausbrunnen im Oktober 2007
Den Vorwurf, auf der Dolomitstele vor dem Rathaus in Neufra sei ein lediglich leicht modifiziertes
Amtssiegel aus der NS-Zeit angebracht worden, will die Ortschaftsverwaltung Neufras mit handfesten
Beweisen widerlegen: Zwei Dokumente sowie ein so genannter "Zeuge", den man seit den 1840er Jahren
unter die Grenzsteine vergrub, zeigen eindeutig, dass das beanstandete Motiv bereits im 19. Jahrhundert
als Dienstsiegel von Neufra Verwendung fand. Die Aufgebote vom 16. April 1877 und vom 8. Juni 1903
zeigen bereits das Dienstsiegel Neufras, das unter einer "Hirschstange" einen Mann mit Kopfbedeckung
und Sichel zeigt.
Ein ordnungsgemäß gesetzter Grenzstein war seit den 1840er Jahren mit einem so genannten "Zeugen"
versehen. In vielen Regionen benutzte man dafür Tonscheiben mit dem Wappen der Gemarkung. Diese
Zeugen sollten bei wichtigen Grenzen eine Wiederherstellung ermöglichen, und die Rechtmäßigkeit des
Grenzsteines "bezeugen", wenn der Stein beispielsweise durch den Pflug herausgerissen wurde. Die heute
noch existierenden Tonzeugen in Neufra zeigen ebenfalls einen Mann mit Kopfbedeckung und Sichel.
Seit wann genau die Verwaltung von Neufra dieses Ortssiegel als Ortswappen benutzte, ist unklar. Fest
steht jedoch, dass die Ortschaftsverwaltung 1930 – also ebenfalls noch vor der Machtergreifung der
Nationalsozialisten – dem damals übergeordneten Oberamt bestätigte, dass das verwendete Dienstsiegel
auch als Ortswappen fungiert.
Ein weiterer Hinweis, dass es sich um ein nicht von den Nationalsozialisten kreiertes Siegel handelt,
liefert das Vorgehen der französischen Besatzungsmacht. Deren Vertreter forderten 1946 lediglich, einen
weiteren Kreis um das mittlerweile zum Ortswappen avancierte Siegel zu ziehen. Am Motiv des Wappens wurde
jedoch nichts beanstandet. Ebenso sah 1963 der Direktor des damals für Neufra zuständige Staatsarchiv
"keinen besonderen Sinn" in der Wappenfigur und schlug ein neues Wappen vor, das dann am 8. November 1971
verliehen wurde.
Wolfgang P. Moseler konterte die "Beweise der Ortschaftsverwaltung" in einem Leserbrief an den Schwarzwälder
Boten mit dem Hinweis, dass entgegen der Aussage von Ortsvorsteher Schindler, auf dem Dienstsiegel von 1903
Ähren und Kreuz fehlen.
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Neufraer Rathausbrunnen am 14. Oktober 2007 |
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Neufraer Rathausbrunnen am 14. Oktober 2007 |
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Neufraer Rathausbrunnen am 14. Oktober 2007 |
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Neufraer Rathausbrunnen am 14. Oktober 2007 |
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